Newsletter der BAG Kirche + Rechtsextremismus 2/2019
Liebe Freund*innen, liebe Leser*innen,
in diesem Newsletter wollen wir Sie und Euch vor allem auf unser Programm beim diesjährigen Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund hinweisen, das wir zusammen mit unseren Kooperationspartnern von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Arnsberg, der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW und dem Arbeitskreis Christ*innen gegen Rechtsextremismus Dortmund durchführen. Wir sind natürlich auch während des Kirchentags mit einem Stand präsent – und freuen uns über Besuch in den Dortmunder Westfalenhallen, Themenbereich „Bürgerschaftliches Engagement“, Halle 6, Stand E29.
Wir blicken auch auf den „Tag für Mehmet Turgut“ am 25. Februar in Rostock zurück, bei dem wir uns mit der Aufarbeitung der NSU-Verbrechen beschäftigten.
Auf Fragen, Anregungen und Kritik freut sich wie immer mit herzlichen Grüßen,
Eure/Ihre Geschäftsstelle der BAG Kirche & Rechtsextremismus
1. Ein Tag für Mehmet Turgut am 25. Februar in Rostock
Fach- und Gedenktag
15 Jahre nach dem Tod von Mehmet Turgut: institutioneller Rassismus ist allgegenwärtig
Gespräch mit Angehörigen und Betroffenen des NSU-Terrors
Welche Verbindungen hatte der Nationalsozialistische Untergrund NSU nach Mecklenburg-Vorpommern? Und welche Möglichkeiten hat der parlamentarische Untersuchungsausschuss bei der Offenlegung eines rechten Netzwerkes und eines institutionellen Rassismus? Diese beiden Fragen, aber auch die Anliegen der Opfer standen im Mittelpunkt einer Tagung, zu der die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus anlässlich des 15. Todestages von Mehmet Turgut heute (25. Februar 2019) nach Rostock eingeladen hatte. Der damals 25-Jährige war 2004 in Rostock erschossen worden.
Rund 100 Expert*innen und Vertreter*innen aus Kirche, Gesellschaft und Politik sowie Hinterbliebene diskutierten vor allem die Rolle staatlicher Behörden im Rahmen der Ermittlungen und die Herausforderungen der Zivilgesellschaft im Umgang mit institutionellem Rassismus. Der Journalist Dirk Laabs und seine Kollegin Andrea Röpke, beide ausgewiesene Kenner der Szene, machten deutlich, dass es eine Verbindung des NSU-Trios Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt nach Mecklenburg-Vorpommern gegeben haben muss, und dass der Verfassungsschutz davon wusste. Beides wird vom Innenministerium des Landes deutlich verneint. Gab und gibt es dieses vermutete rechte Netzwerk, sind Mitwisser und Unterstützer noch immer auf freiem Fuß. [Weiterlesen]
2. BAG K+R auf dem Kirchentag 2019 in Dortmund
Vom 19. bis 23. Juni 2019 findet dieses Jahr der Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund statt. Wir haben uns mit lokalen Projekten zusammengetan und bieten während der Tage ein buntes Programm zum Thema Rechtsextremismus – Herausforderung für Christ*innen.
Wir setzen uns kritisch mit der Aufarbeitung der Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) auseinander. Das Stück „Die NSU-Monologe“ von der Bühne für Menschenrechte macht auf die zahlreichen offenen Fragen in Bezug auf die Morde des NSU aufmerksam und macht deutlich, wie wichtig es ist, die Wahrnehmung der Ereignisse durch Betroffene zu kennen. Das Theaterstück „Auch Deutsche unter den Opfern“ des Theater Münster widmet sich den politischen Fragen. Gefragt wird nach der Rolle des Staates in der Aufarbeitung der Morde, nach den Reaktionen und Nicht-Reaktionen der Behörden sowie der Arbeit des Verfassungsschutzes. In der Veranstaltung zum Thema „Nicht nur der NSU – zur Geschichte und Aktualität des Rechtsterrorismus in Deutschland“ hält Dr. Barbara Manthe von der Hochschule Düsseldorf einen Fachvortrag über Geschichte und Entwicklungslinien des Rechtsterrorismus in Deutschland und Hendrik Puls von der Ruhr-Universität Bochum spricht über Rechtsterrorismus, rechte Gewalt und die Dortmunder Neonaziszene. [Weiterlesen]
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3. Offener Brief an die Bundeskanzlerin
Aufruf
Zur Lage der Flüchtlinge im Mittelmeer
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus hat einen offenen Brief aus der Zivilgesellschaft mitgezeichnet. Über 250 Organisationen forderten darin Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der Lage der Flüchtlinge im Mittelmeer zum Handeln auf.
Sie kritisieren: »Wir sind erschüttert angesichts der gegenwärtigen europäischen Politik, die immer stärker auf Abschottung und Abschreckung setzt – und dabei tausendfaches Sterben billigend in Kauf nimmt. Die Pflicht zur Seenotrettung ist Völkerrecht und das Recht auf Leben nicht verhandelbar.«. Eine völkerrechtsbasierte Seenotrettung auf dem Mittelmeer muss sichergestellt werden. Die EU hat sich verpflichtet, Schutzsuchenden Zugang zu einem fairen Asylverfahren zu gewähren. Es ist ein Skandal, dass zivile Helfer*innen kriminalisiert werden, die der unterlassenen Hilfeleistung der europäischen Staaten nicht weiter zusehen wollen.
Das Bündnis, darunter Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen, Seenotrettungsorganisationen, Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Gewerkschaften und Jugendverbände, fordert eine Neuausrichtung der deutschen und europäischen Politik. Die aktuelle Politik müsse beendet werden, denn sie bedrohe nicht nur das Leben von Menschen, sie setze auch unsere eigene Humanität und unsere Werte aufs Spiel.
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4. Aus den Regionen, Landeskirchen und Diözesen
Materialien
#hopeSpeech-Workshop
Das Projekt NetzTeufel der Evangelischen Akademie zu Berlin bietet auf seiner Website einen Workshop zum Thema „Umgang mit Hass im Netz“ als offenes Bildungsmaterial an. Der Workshop ist ein offline Format zum Thema hateSpeech aus christlicher Perspektive. Er kann ohne Internet und technische Hilfsmittel durchgeführt werden. (Fast) alle verwendeten Materialien stehen unter freien Lizenzen (CC-0). Alle Druckvorlagen stehen zum Download bereit.
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5. Vorschau: Termine und Veranstaltungen 2019
Save the date
Mehr Theologie wagen – Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten als Herausforderung für christlichen Glauben
BAG K+R Forum vom 4. auf den 5. Oktober 2019 in Bad Boll
Save the date
#whatthehope2
23.-24. Oktober 2019 in Berlin Schwanenwerder
Christliche Narrative als Alternativen im Netz. Ein Seminar zur Entwicklung von menschenfreundlichen Narrativen und deren digitalen Umsetzung als Antwort auf hateSpeech im Netz. Eine Kooperationsveranstaltung der BAG K+R & NetzTeufel (Ev. Akademie zu Berlin).
Anmeldung folgt demnächst.
Bitte zuhören!
Neuköllner Stadtteilmütter auf den Spuren der NS-Geschichte
Montag, 17. Juni 2019, 15 Uhr Klunkerkranich, Berlin-Neukölln
Sieben Neuköllner Stadtteilmütter beschäftigten sich in einer Seminarreihe von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste über drei Monate hinweg mit der deutschen NS-Geschichte. In Ausstellungsbesuchen und Zeitzeuginnengesprächen setzten sie sich mit dem Holocaust sowie der Verfolgung und dem Völkermord an Sintezze*Sinti und Romnja*Roma im Nationalsozialismus auseinander. Sie diskutierten über die Folgen der Geschichte für unsere Gegenwart und über die Auswirkungen des heutigen Rassismus. Ihren persönlichen Blick auf die Geschichte stellen die Stadtteilmütter bei der Veranstaltung in Essay-Texten und Video-Clips vor.
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Tagung
From #hateSpeech to #hopeSpeech – Interdisziplinäre Zukunftswerkstatt
hateSpeech, Diskriminierungen und Demokratiefeindlichkeit im Netz fordern uns auf verschiedenen Ebenen heraus und verlangen nach vielfältigen digitalen und analogen Strategien und Antworten. Gemeinsam mit Euch und Ihnen WILL DAS Projekt NetzTeufel der Evangelischen Akademie zu Berlin das Themenfeld hatspeech im Netz aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und die Frage stellen, wie wir dem Phänomen in Theorie und Praxis begegnen können: Welche theologische Auseinandersetzung braucht es? Wie können wir digitale Zivilgesellschaft organisieren? Welche pädagogischen Formate brauchen wir in der Bildungsarbeit?
Die Zukunftswerkstatt beginnt mit einem Feuerwerk von kurzen Impulsen von Expert*innen aus den verschiedenen Disziplinen Forschung & Wissenschaft mit Prof. Andreas Zick (IKG Bielefeld), Theologie mit Ruth Heß (Evangelische Frauen in Deutschland)|, Zivilgesellschaft und (Religions-)Pädagogik mit u.a. Paula Nowak (AKD Berlin). Anschließend geht es vor allem auch um Eure/Ihre Erfahrungen und Expertise: In Werkstattgruppen wollen wir Erfahrungen austauschen und gemeinsam Bedarfe und Ideen für die Zukunft entwickeln. Auf einem Marktplatz der Perspektiven werden anschließend die Ergebnisse der einzelnen Gruppen präsentiert und weiterentwickelt.
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6. Publikationen und Veröffentlichungen
Veröffentlichung
„Guter Hirte. Braune Wölfe.“ von Wilfried Manneke
„Ich dachte, ich lebe in einer Idylle. Dann merkte ich, dass neue Rechte sich aufgemacht haben, die Städte vom Land aus zu erobern.“
Mitternacht: Ein Molotow-Cocktail fliegt gegen die Hauswand von Pfarrer Wilfried Manneke und verfehlt nur knapp das Küchenfenster. Unbekannte kleben Hakenkreuze an die Kirchentür, es gibt »Juden raus«-Rufe vor dem Haus oder Drohungen per E-Mail und auf Facebook.
»Wir erobern die Städte vom Lande aus«, lautet die Parole der extremen Rechten. Das muss auch Pfarrer Wilfried Manneke feststellen, als er eine Stelle in der Südheide antritt. Als Auslandspfarrer hat er das Apartheidsregime in Südafrika erlebt und kann hier nicht tatenlos zusehen. Er mobilisiert die Behörden, organisiert Mahnwachen, Proteste und Gegenveranstaltungen – aller rechten Gewalt zum Trotz.
Sein Buch ist ein Weckruf. Ein brennender Appell, nicht länger tatenlos zuzusehen, sondern sich zu engagieren und dem Hass entgegenzustellen. In der Südheide, in Sachsen – wo immer er aufkommt.
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Impressum
Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus
c/o Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
Henning Flad
Auguststr. 80
10117 Berlin
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