„Allein ein Akt der Befreiung kann die Dummheit überwinden!“

Geplant war das jährlich stattfindende Forum der Bundesarbeitsgemeinschaft „Kirche und Rechtsextremismus“ (BAGK+R) Ende November in Ostritz. Die kleine Stadt in Ostsachsen ist seit Jahren mit rechtsextremen Konzerten und Kampfsportveranstaltungen konfrontiert und setzt sich mit vielen Aktivitäten damit auseinander. Bürgermeisterin Marion Prange und andere Engagierte berichteten in einer Talkrunde am ersten Abend eindrucksvoll, wie sie über alle Unterschiede hinweg ein breites Bündnis gegen die nazistischen Festivals auf die Beine gestellt haben und ein Friedensfest organisieren.

„Allein ein Akt der Befreiung kann die Dummheit überwinden!“

Bundesarbeitsgemeinschaft „Kirche und Rechtsextremismus“ debattierte online, wie Kirche der gesellschaftlichen Spaltung begegnen kann

Geplant war das jährlich stattfindende Forum der Bundesarbeitsgemeinschaft „Kirche und Rechtsextremismus“ (BAGK+R) Ende November in Ostritz. Die kleine Stadt in Ostsachsen ist seit Jahren mit rechtsextremen Konzerten und Kampfsportveranstaltungen konfrontiert und setzt sich mit vielen Aktivitäten damit auseinander. Bürgermeisterin Marion Prange und andere Engagierte berichteten in einer Talkrunde am ersten Abend eindrucksvoll, wie sie über alle Unterschiede hinweg ein breites Bündnis gegen die nazistischen Festivals auf die Beine gestellt haben und ein Friedensfest organisieren.

Die BAGK+R, die in diesem Jahr auch ihr zehnjähriges Jubiläum in den digitalen Raum verlagern musste, bot auf ihrem jährlichen Forum „Fürchtet euch nicht!“ ausreichend Stoff für Diskussionen und Austausch. Zum Beispiel mit der Frage, welche Impulse Dietrich Bonhoeffer in der aktuellen Debatte um Rassismus und Populismus liefern kann. Katharina von Kellenbach, die als Professorin am St. Marys College in Maryland/ USA, die gesellschaftliche Risse vor Ort erlebt, verwies auf Bonhoeffers Analyse, der Dummheit als eine Begleiterscheinung gesellschaftlicher Verhältnisse beschrieb und in der Erkenntnis von eigener Schuld einen Akt der Befreiung von dieser Dummheit sah. Sie forderte die Kirchen auf, aus ihrer Blase herauszukommen und die eigene Identität kritisch zu prüfen. Kellenbachs inspirierender Aufschlag begleitete die weiteren Diskussionen und Impulse. Diese widmeten sich der Frage, wie Kirchen und Gemeinden mit Menschen umgehen, die Ängste instrumentalisieren und die in der aktuellen Krise Hass säen und mit Umsturzfantasien mobilisieren. Aus eigener Erfahrung berichteten die ZEIT-Journalistin Özlem Topçu und Ali Can von der „Hotline für besorgte Bürger“, wie enthemmt und hasserfüllt Menschen ihre Meinungen äußern, ohne darüber nachzudenken, was sie damit bei den Empfängern auslösen. Beide plädierten für gegenseitiges Zuhören, allerdings nicht um jeden Preis. Dialog sei auch immer Streit, der ins Nachdenken führen muss.

In einem der sieben Workshops forderte der Kulturbeauftragte der EKD, Johann Hinrich Claussen, eine stärkere Auseinandersetzung mit der „Völkischen Theologie“ der sogenannten „Neuen Rechten“. Versuche, in Anknüpfung an Theologen wie Emmanuel Hirsch eine antiliberale autoritäre Theologie mit neuheidnischen Elementen zu einer rechten „Patchworkreligion“ zu konstruieren, brauchen auch Antworten der Universitäten und Kirchen.

Die theologische Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus bleibt in Zukunft eine Hauptaufgabe der BAGK+R, die sich als ökumenische Arbeitsgemeinschaft versteht und Gemeinden wie Ostritz mit rechtsextremen Herausforderungen nicht alleine lässt.

Text von Karl-Georg Ohse
Sprecher der BAG K+R und Projektleiter bei „Kirche stärkt Demokratie“ im Zentrum Kirchlicher Dienste