Newsletter der BAG Kirche + Rechtsextremismus 3/2024
Liebe Freund*innen, liebe Leser*innen,
ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu, und wir möchten die Gelegenheit nutzen, um auf einige wichtige Events und Entwicklungen in der BAG K+R zurückzublicken sowie einen Ausblick auf das kommende Jahr zu geben.
Nach einer intensiven Phase der Antragsstellung für die Folgeförderung beim Bundesprogramm „Demokratie leben!“ freuen wir uns nun auf mehr inhaltliche Arbeit und viele spannende Veranstaltungen in den kommenden Monaten.
Wir blicken auf unsere erfolgreiche und gut besuchte Jahrestagung zurück, die im November in Berlin stattfand. Zwei Tage lang ging es um die Suche nach kirchlichen und theologischen Antworten auf Rechtsextremismus, Rassismus und andere Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Wir danken allen Teilnehmenden für ihr Engagement und ihre Beiträge!
In der Geschäftsstelle der BAG K+R stehen Veränderungen an: Wir verabschieden uns von zwei geschätzten Kolleg*innen, die uns in den letzten Jahren tatkräftig unterstützt haben. Ihr Einsatz wird uns fehlen, und wir wünschen ihnen alles Gute für ihre neuen Wege.
Wir freuen uns auch, Euch/Ihnen mitteilen zu können, dass eine neue Ausgabe unserer „Einsprüche“-Broschüre frisch erschienen ist. Diese steht bereits jetzt als PDF zum Download bereit und kann ab Januar 2025 auch in gedruckter Form bestellt werden.
Für das Jahr 2025 haben wir außerdem bereits einige spannende Veranstaltungen geplant, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten.
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihr Interesse im vergangenen Jahr und freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit im neuen Jahr.
Auf Fragen, Anregungen und Kritik freut sich mit herzlichen Grüßen
Eure/Ihre Geschäftsstelle der BAG Kirche & Rechtsextremismus
1. Veränderung und Erreichbarkeit in der Geschäftsstelle
Abschied zweier Kolleg*innen aus der Geschäftsstelle der BAG K+R
Ende des Jahres werden Dorothea Kahmann und Katja Teich leider die Geschäftsstelle verlassen. Wir danken ihnen sehr für viele Jahre tolle Arbeit und werden sie sehr vermissen. Wir wünschen alles, alles Gute für den weiteren Lebensweg und freuen uns auf ein Wiedersehen.
Die Geschäftsstelle macht vom 20. Dezember bis zum 5. Januar Pause und ist danach wieder erreichbar, im Januar allerdings mit eingeschränkten Ressourcen – wir bitten dafür um Verständnis.
Zwei neue Personen werden Anfang Februar die Nachfolge von Katja Teich und Dorothea Kahmann antreten – wir stellen die beiden dann im neuen Jahr vor. Bis dahin bitten wir Sie/Euch, die Mailadresse post@bagkr.de oder die Telefonnummer 030 / 28 395 336 zu benutzen, um uns zu erreichen.
Ab 6. Januar 2025 ist Henning Flad,
Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus
erreichbar:
Telefon: 030 / 28 395 336
E-Mail: post@bagkr.de
2. Rückschau: Jahrestagung in Berlin
Apokalypse nein! – Wie weiter in der kirchlichen Auseinandersetzung mit der extremen Rechten?
Was können Kirchen und Zivilgesellschaft dem Erstarken der extremen Rechten entgegensetzen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Jahrestagung der BAG K+R am 15. und 16. November in Berlin.
In ihrem Grußwort vor 70 Teilnehmenden betonte Dr. Karlies Abmeier, Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin, dass der christliche Glaube dazu aufrufe, es nicht gleichgültig hinzunehmen, wenn Rechtsextreme die Gleichheit aller Menschen in Frage stellen. Eine Podiumsdiskussion mit der Journalisten Doris Akrap (taz) und zwei Vertretern aus der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus, widmete sich der Frage welche Auswirkungen die Erfolge von Rechtsextremen bei den Wahlen dieses Jahres hatten.
In seinem Vortrag zum Einstieg in den zweiten Tag analysierte der Theologe Dr. Gregor Taxacher, Privatdozent an der TU Dortmund, Endzeit- und Untergangsvorstellungen aus der extremen Rechten. Die sich anschließende Podiumsdiskussion fragte danach, wie Kirche und Zivilgesellschaft mit der erstarkten extremen Rechten umgehen können.
Zum Abschluss der Tagung konnten in Arbeitsgruppen Diskussionen vertieft und Perspektiven der Teilnehmenden aufgegriffen werden. Die Workshops widmeten sich Themen wie Diskriminierungserfahrungen der griechisch-orthodoxen Community in Deutschland, rechtsextremem Terror, Antisemitismus in Deutschland in Folge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel und Antiziganismus. [Weiterlesen]
Fotos: Axel Schmidt www.axelschmidt.net
3. Neue Publikation: Einsprüche 5
Religiöse Motive sind seit Langem im Rechtspopulismus und in der „Neuen Rechten“ sichtbar – in der Parole von der Rettung des christlichen Abendlandes oder im eher theologischen Rekurs auf Naturrecht und Schöpfungsordnung im Kampf gegen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. An der Schnittstelle von extrem rechter Programmatik und Identitätspolitik auf der einen sowie theologischer und religiöser Versatzstücke auf der anderen Seite entstehen gefährliche Synergien. Die Instrumentalisierung christlicher Werte und Anliegen ist oft nur durch eine präzise Analyse zu erfassen. Ein Anliegen, dass wir auch in der fünften Ausgabe der „Einsprüche“-Schriftenreihe verfolgen.
Dennoch greift es zu kurz, ein selbsternanntes „rechtes Christentum“, wie es auch in dieser Ausgabe beleuchtet wird, mit dem generellen Vorwurf der lediglich politischen Instrumentalisierung des Christlichen abzutun. Denn das „rechte Christentum“ kann durchaus auf eine Theologie zurückgreifen, in der es auch ideengeschichtliche wie theopolitische Anknüpfungspunkte für rechte Überzeugungen gab und gibt. Damit können Aspekte dieser Analysen zwar für die Kirchen schmerzhaft sein, aber auch ihre Resilienz gegen rechte Vereinnahmung und Annäherungsversuche stärken.
In der aktuellen Ausgabe:
Katechonten des Untergangs. Nation und Religion im Denken der deutschen Neuen Rechten von Hans-Richard Reuter
Theologische Grundmotive der christlichen Rechten in Deutschland von Martin Fritz
Die Broschüre steht ab jetzt als PDF kostenlos zu Verfügung und kann ab Januar 2025 als Printversion hier bestellt werden.
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Weitere Publikationen
4. Aus den Regionen, Landeskirchen und Diözesen
Online-Publikation
10 Perspektiven: Sinti* über Auschwitz, Widerstand und Selbstbehauptung in der Gegenwart
Die Erinnerung an den Völkermord an den Sinti* und Roma* findet bis heute wenig Beachtung. Zehn Angehörige von Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau sprechen über das Leid und die Widerstandskraft ihrer Vorfahr*innen. Sie erzählen, wie ihre Familien und persönlichen Lebenswege von dieser Geschichte geprägt wurden und werfen einen Blick auf Leerstellen der Erinnerung und das erschütternde Ausmaß des heutigen Antiziganismus. Eindrucksvoll berichten sie von ihrem unermüdlichen Einsatz für Anerkennung und gegen Diskriminierung.
»Ein Leben lang kämpfen wir mit den Erinnerungen an das Leid unserer Vorfahren. Diese Geschichten haben wir immer wieder gehört – in Andeutungen, Erzählungen und im lauten Schweigen unserer Großeltern. Auschwitz hat tatsächlich stattgefunden.« Anna, Sintezza aus Leer (Ostfriesland)
>>> Die 10 Perspektiven zum Nachlesen und Nachhören unter 10perspektiven.asf-ev.de
Ein Projekt der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und dem 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V.
50 Jahre Interkulturelle Woche
Die IKW feiert im kommenden Jahr einen runden Geburtstag. 1975 riefen die großen Kirchen in Deutschland zum ersten Mal den „Tag des ausländischen Mitbürgers“ aus, im Lauf der Zeit wurde daraus die Interkulturelle Woche. Damals wie heute setzt sich die Initiative für ein gutes Zusammenleben aller Menschen in Deutschland ein, für die Wahrung der Menschenrechte und den Erhalt der Demokratie. Und sie will Räume schaffen für Begegnungen auf Augenhöhe. Viele Themen, die es dabei zu bearbeiten gilt, sind dieselben wie vor fast 50 Jahren, andere sind neu dazugekommen. Und nach wie vor wird die IKW getragen von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis aus Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und -beauftragten, Vereinen, Bildungsträger*innen, Migrant*innenorganisationen, Religionsgemeinschaften und Initiativgruppen – 2024 erstmals in über 750 Orten.
Einen Text zur Geschichte der IKW finden Sie HIER.
5. Tipps: Termine und Veranstaltungen
Tagung
Das „Verschwimmen“ der Grenzen
Am Freitag, den 21. bis Sonntag, der 23. März 2025 in Bad Alexandersbad
Grenzen verschwimmen oder lösen sich auf. Deutungsmuster verkehren sich in ihr Gegenteil. Viele politisch Interessierte vermissen die Eindeutigkeit vergangener Jahre. Die Reaktion ist oft entweder Rückzug ins Schweigen oder verstärkte Aggressivität. Vor diesem Hintergrund findet von 21. bis 23. März 2025 die Tagung „Das Verschwimmen der Grenzen“ statt.
„Das Verschwimmen der Grenzen“ ist eine Kooperationstagung des Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrums Bad Alexandersbad (EBZ), der Fachstelle Demokratie und gesellschaftliches Miteinander der evangelischen Kirche in Bayern und ihrem Beauftragten für Sekten und Weltanschauungsfragen.
Eine Kooperationstagung des EBZ Bad Alexandersbad gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus, der Fachstelle Demokratie und gesellschaftliches Miteinander der ELKB und dem Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen der ELKB.
Links & Downloads
Fachtagung
Resilienz stärken. Wie weiter in Zivilgesellschaft, Jugendsozialarbeit und Jugendarbeit?
Von Montag, den 10. bis Dienstag, den 11. März 2025 im Erfurter Augustinerkloster
Die extreme Rechte in Deutschland wird stärker. Dies ist eine Herausforderung für alle, die sich für eine plurale Demokratie und eine offene Gesellschaft einsetzen. Mitarbeitende sind Anfeindungen ausgesetzt, einzelne Kolleg*innen erleben offene Bedrohung gegen sich und ihre Familien.
Die Fachtagung „Resilienz stärken“ beleuchtet die Folgen von Rechtsextremismus, Rassismus, Populismus und Demokratieskepsis für die Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und politische Jugendbildung. Sie verbindet Perspektiven aus Thüringen und anderen ostdeutschen Bundesländern mit Erfahrungen aus bundesweiten Arbeitszusammenhängen und leistet einen Beitrag zu Austausch und Vernetzung. Was sind Ursprünge dieser Entwicklung, die wir verstehen müssen, um wirkungsvoll zu agieren? Wie können wir unsere Resilienz stärken? Wie können wir handlungsfähig werden, wie Allianzen knüpfen und stärken?
Neben Vorträgen zu „Rechtsextremismus in Ostdeutschland“ und zu „Rassismus in der postmigrantischen Gesellschaft“ bietet die Tagung viel Raum zum Austausch. In moderierten Kleingruppen wollen wir uns mit Ihnen über Möglichkeiten des Umgangs mit dem zunehmenden Druck auf die Zivilgesellschaft austauschen. Workshops beschäftigen sich mit niedrigschwelligen Dialogformaten zur Stärkung der Demokratie, dem Einsatz von Theater in der politischen Bildung, mit einer kritischen Lektüre rechtsextremer Texte sowie mit eigenen Handlungsspielräumen in den sozialen Medien, insbesondere bei TikTok.
Weitere Informationen zum Programm und Anmeldung
Save the Date
Mitgliederversammlung 2025
Die Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus findet 2025 statt am
28. bis 29. März im Dormero Hotel in Halle/Saale
Weitere Infos zu Programm und Anmeldung folgen Anfang 2025.
6. Publikationen und Lesenswertes
Sammelband
“Religious Freedom and Populism – The Appropriation of a Human Right and How to Counter It”
Populismus stellt eine wachsende Bedrohung für die Menschenrechte dar. Sie werden vereinnahmt, verzerrt, in leere Worte oder sogar in ihr Gegenteil verkehrt. Dieser neu erschienene Sammelband analysiert diese problematische Entwicklung am Beispiel der Religions- und Weltanschauungsfreiheit und stellt Gegenstrategien vor.
Der neu erschienene Sammelband von Justitia et pax enthält detaillierte Analysen der verschiedenen Muster der populistischen Aneignung und Umdeutung. Darüber hinaus wird analysiert, welche Dynamiken populistische Umdeutung und Aneignung begünstigen, und es werden Lösungsansätze vorgestellt, wie solchen problematischen Aktivitäten entgegengewirkt werden kann.
Hrsg.: Bernd Hirschberger, Katja Voges, 2024.
Das E-Book ist unter einer Open-Access-Lizenz erschienen und kann kostenlos von der Website des Verlags heruntergeladen werden.
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Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
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Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus
c/o Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
V.i.S.d.P: Henning Flad
Auguststr. 80 | 10117 Berlin
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