BAGK+R – Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus

News  -  29. Oktober 2018

Newsletter der BAG Kirche + Rechtsextremismus 3/2018

Liebe Freund*innen, liebe Leser*innen,

in unserem dritten Newsletter für das Jahr 2018 blicken wir zurück auf unser Forum, das unter dem Motto „Menschenrechte verteidigen – Nächstenliebe leben“ am 12. bis 13. Oktober 2018 in Nürnberg stattfand. Es war eine schöne Veranstaltung, über die viel berichtet wurde.

Parallel fand in Berlin eine große Demonstration unter dem Motto #unteilbar statt – mit über 240.000 Teilnehmenden. Jutta Weduwen, Geschäftsführerin unserer Trägerorganisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und Mitglied im Sprecher*innenrat der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus, hielt eine der Reden.

Außerdem möchten wir auf eine Veranstaltung hinweisen, die am 6. und 7. Dezember in Brüssel in Kooperation mit der Diakonie Deutschland, der Friedrich-Ebert-Stiftung und Eurodiaconia stattfindet: Right-wing Populism in Europe.

Eine schöne Herbstzeit wünscht
Eure/Ihre Geschäftsstelle der BAG Kirche & Rechtsextremismus


Fotograf Chandra Moennsad
Kranzniederlegung am NSU-Mahnmal in Nürnberg: RA Daimagüler und Heinrich Bedford-Strohm

1. Rückblick: BAG K+R Forum 2018 in Nürnberg

„Menschenrechte verteidigen – Nächstenliebe leben“ – Unter diesem Motto trafen sich am Wochenende des 12. und 13. Oktober rund 100 Personen zur jährlichen bundesweiten Fachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K+R) in Nürnberg zu einem spannenden Programm.

In seiner Begrüßung sprach Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg am Freitagabend im historischen Heilig-Geist-Haus über die Notwendigkeit, Zivilcourage und Haltung zu zeigen. In weiteren Grußworten betonten auch Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick und Landessynodalpräsidentin Dr. Annekathrin Preidel die Brisanz der Thematik für die Kirchen. Beide wiesen darauf hin, dass Kirche nach wie vor – schon wieder und immer noch – ihre Aufgabe zu einem friedvollen Miteinander zu erfüllen habe. Dr. Preidel ging sogar noch weiter und mahnte, keine Errungenschaft unserer offenen Gesellschaft für selbstverständlich zu halten, man müsse auch zukünftig „die Flöhe husten hören“.

Dr. habil. Klaus Holz sprach in seinem Festvortrag unter dem Titel „Alte Rechte und Neue Rechte. Kontinuitäten rechten Denkens“ über den Bedarf von Selbstreflexion und Selbstkritik im Umgang mit rechtsextremen Mustern. Es sei nicht nur die Spitze des Eisbergs, die unserer Aufmerksamkeit bedürfe, sondern vielmehr der Eisblock unterhalb der Wasseroberfläche, wo rechtsextreme Muster und Verhaltensweisen längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien.

Am Abend stellten die Darsteller der Bühne für Menschenrechte in ihrem berührenden Theaterstück „NSU-Monologe“ hörbar bewegt die Geschichte der NSU-Morde aus Sicht dreier Opferfamilien dar. [Weiterlesen]

Die Fachtagung der BAG K+R fand statt in Kooperation mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH), der Stiftung Bildungszentrum im Kardinal-Döpfner Haus Freising, der Projektstelle gegen Rechtsextremismus im Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad sowie der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg.

Beitrag in der Sendung „Kirche in Bayern“ vom 21. Oktober 2018


2. #unteilbar

Das Demo-Bündnis #unteilbar zeigt sich sehr zufrieden mit der Demonstration am 13.10.2018. Über 240.000 Menschen aus Berlin und ganz Deutschland kamen zusammen, um unter dem Motto „Solidarität statt Ausgrenzung“ gegen Rassismus und Sozialabbau zu demonstrieren. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) war mit einem eigenen Demoblock und einem Infostand vor Ort.
Die Geschäftsführerin unseres Trägers Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Jutta Weduwen, hielt die Eröffnungsrede der Abschlusskundgebung an der Siegessäule. Vor Tausenden Menschen sagte sie: „Wir sind sehr viele, die eine Gesellschaft wollen, die von allen hier lebenden Menschen demokratisch gestaltet wird. Die Definitionsmacht liegt bei uns allen und nicht bei denen, die einen patriarchalen und völkischen Nationalismus propagieren.“
Rede von Jutta Weduwen


3. Netzwerk Konferenz in Brüssel: Right-wing Populism in Europe

06. Dezember 2018, 10:00  –  07. Dezember 2018, 15:00 Uhr, House of the Protestant Church in Germany (EKD), Brussels/Belgium

In den letzten Jahren waren Kirchen in vielen europäischen Ländern wichtige Partner für die Zivilgesellschaft, wenn es darum ging, Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu bekämpfen. Dies wird umso wichtiger, als in immer mehr Ländern rechtspopulistische Kräfte an politischem Einfluss gewinnen. Ziel der Veranstaltung ist es, Vertreter*innen von Kirchen und Zivilgesellschaft aus verschiedenen europäischen Ländern zusammenzubringen und gemeinsame Strategien in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus zu entwickeln. Die Veranstaltung in Kooperation mit der Diakonie Deutschland, der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie Eurodiaconia findet auf Englisch statt.
Ein detailliertes Programm und die Anmeldung finden sich hier


4. Aus den Regionen, Landeskirchen und Diözesen

Geendet
Jahresaktion „Demokratie find‘ ich gut“

Nach 32 Wochen wird die diesjährige Jahresaktion des Bayerischen Bündnisses für Toleranz zu Ende gehen. Zwischen April und November war „Demokratie find‘ ich gut“ mit interaktiven Mitmachaktionen auf vielen Veranstaltungen in Bayern unterwegs. Das sichtbarste Element der Aktion war der DemokratieBus, der als charmanter Doppeldecker-Oldtimer 15 Städte in Bayern angefahren hat. Begonnen auf der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wird die Aktion Mitte November auf der Tagung des Landeskomitees der Katholiken beendet werden.

Weitere Informationen, Fotos und Videos unter:
www.demokratie-find-ich-gut.de
Best-of-Video des DemokratieBusses
Zur Aktionsseite

Gefällt mir!
Interkulturelle Woche auf Facebook

Während der Interkulturellen Woche jedes Jahr im September gibt es bundesweit rund 5000 Veranstaltungen in mehr als 500 Städten und Gemeinden, auch zu Themen wie Rechtsextremismus, Rassismus oder Antisemitismus. Die Aktionswoche findet seit 1975 statt und ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Seit einigen Wochen ist die Interkulturelle Woche auch auf Facebook vertreten. Dadurch will sich die Bundesgeschäftsstelle in Frankfurt/Main noch besser mit den Organisator*innen vor Ort vernetzen und – wie gerade geschehen – während des Aktionszeitraums für die Öffentlichkeit dokumentieren, was in der ganzen Republik so an interessanten, innovativen und kreativen Veranstaltungen geboten wird.
Schauen Sie mal vorbei: Interkulturelle Woche Facebook-Seite

Engagement
Diakonie Deutschland: Aktiv werden! Für Demokratie –  gegen Ausgrenzung

Ausgrenzung und menschenfeindliche Einstellungen finden sich in allen Teilen der Gesellschaft und gefährden ihren Zusammenhalt. Zunehmend wird versucht, in unterschiedlicher Weise auf Solidarität angewiesene Menschen gegeneinander auszuspielen. Diese Entwicklungen sind auch in Kirche und Diakonie zu spüren.
Daher qualifiziert die Diakonie arbeitsfeldübergreifend Mitarbeitende als Multiplikator*innen, damit sie selbstbewusst gegen Ausgrenzung und für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft eintreten können.
Die Weiterbildung ist Teil des Projekts „Vielfalt gestalten – Ausgrenzung widerstehen“ der Diakonie Deutschland. Kooperationspartnerin bei der Durchführung der Weiterbildung ist die Bundesakademie für Kirche und Diakonie (bakd).
Link zu Infobroschüre

Wir erinnern
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste zur 80. Jährung der Novemberprognome

Im November jähren sich die Novemberpogrome gegen die Jüdinnen und Juden in Deutschland zum 80. Mal. An jedem Jahrestag erinnerte Aktion Sühnezeichen Friedensdienste seit der Gründung vor 60 Jahren in unterschiedlichen Formaten an diese Tage. Dieses Jahr wird dies in einer bundesweiten Aktion gemeinsam mit den Regionalgruppen in verschiedenen Städten in Deutschland stattfinden.
Aktionen vor Ort:
Die öffentliche Aufmerksamkeit soll gelenkt werden auf jene Orte, die vor 80 Jahren zur Zielscheibe von Gewalt und Zerstörung wurden wie Geschäfte, Wohnhäuser und jüdische Einrichtungen– überall in Deutschland.

An diesen Orten ist geplant:

  • Wenn die Gebäude noch existieren: Verhüllung der Fenster oder Schaufenster (mit Tüchern, Plakaten, o. ä.)
  • Wenn die Gebäude nicht mehr oder in völlig veränderter Form existieren: Aufspannen von Wänden oder Tüchern davor
  • Begleitung der Aktion durch Aktionsteams, die Infomaterial verteilen und das Gespräch mit Passant*innen suchen

Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen! 
Alle geplanten Aktionen – laufend aktualisiert
Zur Aktionsseite


5. Vorschau: Termine und Veranstaltungen

Erinnern reicht nicht!
1. Frankfurter Versammlung vom 11. bis 13. Januar 2019

Die Initiative !Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball, für die das Nicht-Vergessen eine große Bedeutung hat, gibt der zweiten Fußballversammlung ganz bewusst das Motto: Erinnern reicht nicht! Sie ist ein Aufruf zum Aufbruch und zum konkreten Handeln.
Fans im Stadion, Gruppen und Fußballvereine, die sich für geflüchtete Menschen einsetzen, müssen sich für ihre Engagements oft rechtfertigen oder werden offen angefeindet. Auch Menschen mit jüdischer Herkunft,  Roma- und Sinti werden verstärkt angegriffen. Viel zu selten erhalten sie öffentliche Unterstützung. Menschen aus der so genannten Mitte der Gesellschaft  verschieben, unterhöhlen und verhöhnen die Grenzen von Anstand und Moral: mit Verbalattacken in sozialen Netzwerken oder auf und neben dem Spielfeld, mit Hasstiraden über Geflüchtete, Nationalspieler und andere, die sich für etwas einsetzen, was jahrzehntelang selbstverständlich geworden zu sein schien.
Die Initiative sagt: Es reicht! Sie lädt ein zur Versammlung. 10 Zeitzeug*innenforen, unterschiedlichste Panels, ein Konzert und ein Podium mit Verantwortlichen aus dem deutschen Fußball werden die drei Tage füllen. Kost und Logi ist frei.
Anmeldung und Info

Veranstaltung
11. Wunsiedler Forum

Mittwoch, 7. November 2018 in der Fichtelgebirgshalle (Jean-Paul-Str. 5) in Wunsiedel

Am 7.11.2018 laden die Projektstelle gegen Rechtsextremismus (Bad Alexandersbad) und die Stadt Wunsiedel bayernweit wieder Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft und Politik zum jährlichen Fachforum ein. Von 10.00 bis 17.00 Uhr soll es in Vorträgen, Workshops und Diskussionen um die Thematik der Neuen Rechten gehen. Als Referent*innen konnten dafür u.a. Volker Weiß, Andreas Speit, Martina Steber und Robert Andreasch gewonnen werden.
Weitere Informationen zum Forum
Zur Anmeldung

Netzwerkprojekt
Antisemitismus und Protestantismus / Ev. Akademien

«Antisemitismus und Protestantismus» ist ein gemeinsames Projekt der Evangelischen Akademien in Deutschland und der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung. Bis Ende 2019 entwickeln und erproben sie neue Konzepte für die Antisemitismusprävention in der evangelischen Bildungsarbeit. Das Projekt wird in der Geschäftsstelle der Evangelischen Akademien in Deutschland e. V. koordiniert. Die Veranstaltungen im Rahmen des Projektes finden in den unterschiedlichen Evangelischen Akademien in ganz Deutschland statt.

Antisemitismus – ein kompliziertes Thema. Abstrakt. Heikel. Voller Verunsicherungen für die einen, voller Überzeugungen für andere. Und als Phänomen weit verbreitet. Umfragen weisen schon seit Jahren auf antisemitische Einstellungen bei einem großen Teil der bundesdeutschen Bevölkerung hin. Gleichzeitig gilt der Vorwurf antisemitisch zu sein als schlimmste moralische Anklage. Niemand will antisemitisch genannt werden, aber man wird ja wohl noch sagen dürfen…

Unter Protestantinnen und Protestanten ist die Zustimmungsrate zu antisemitischen Äußerungen ähnlich hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Und das, obwohl die Evangelische Kirche in Deutschland sich seit Jahren gegen jegliche Form des Antisemitismus ausspricht.
Mit dem Projekt «Antisemitismus und Protestantismus – Verstrickungen, Beiträge, Lernprozesse» wollen wir nicht nur auf dieses Problem aufmerksam machen, sondern Gegenstrategien entwickeln. Und zwar auf unterschiedlichen Ebenen.
Wir wollen die Bildungsreferenten und Studienleiterinnen der Evangelischen Akademien in Deutschland dazu befähigen, antisemitische Haltungen und Äußerungen zu erkennen und darauf offen und bestimmt reagieren zu können. Das heißt, Antisemitismus auch dort zu Thema zu machen, wo es eigentlich um Anderes geht. [Weiterlesen]
Kommende Veranstaltungen


6. Empfehlenswerte Publikationen und Veröffentlichungen

Artikel
#Schweigen um des lieben Friedens willen? – Ein Beitrag von Petra Schickert

Im Magazin für Evangelische Frauen- und Gemeindearbeit „leicht & SINN“ schreibt Petra Schickert vom Kulturbüro Sachsen und Mitglied in unserem Sprecher*innenrat über aufeinanderprallende Ideologien im Gemeindekontext.
Auszug: „Wir leben in angespannten Zeiten. Traditionelle Brücken in Gemeinden oder auch zwischen Generationen sind vielerorts eingerissen. Unterschiedliche Auffassungen von Gemeindemitgliedern zu politischen Themen – nicht zuletzt, wenn es um das Engagement für geflüchtete Menschen geht – erschweren den Dialog. Verfestigte Positionen prallen aufeinander, Konflikte spitzen sich bis hin zur Spaltung in Gemeinden zu. Andernorts werden streitträchtige Themen „um des lieben Friedens willen“ gemieden, damit die Harmonie nicht gestört wird. Aber ist sie das nicht längst?“
Den ganzen Artikel finden Sie hier
Zur Seite des Magazins

Veröffentlichung
Liane Bednarz: „Die Angstprediger – Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern“

Religion und Politik: Welchen Einfluss haben rechte Christ*innen in Deutschland? Liane Bednarz beschreibt, wie manche evangelischen, evangelikalen und katholischen Christ*innen seit Jahren rechtes Gedankengut annehmen und verbreiten. Diese Art von Fundamentalismus nutzt das bürgerliche Vertrauen in die christliche Religion und ihre Kirchen, um die bürgerliche Mitte mit rechten Ideen zu infiltrieren und einen Kreuzzug gegen Pluralismus und Toleranz zu führen.
Rechte Christ*innen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Sie sind in den Volkskirchen und in evangelikalen Gruppierungen zu Hause, sie haben ein klares Feindbild und meinen, damit das christliche Abendland zu schützen. Rechte Christ*innen kämpfen gegen die angebliche Islamisierung, gegen Zuwanderung und Migration, gegen die Ehe für alle, Homosexualität, Gender Mainstreaming, Gleichberechtigung und Abtreibung, ein zeitgemäßes Familienbild und zu liberale Haltungen in den großen Kirchen.

Bednarz, Liane (2018): Die Angstprediger – Wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern, 256 Seiten, Droemer Verlag, 16,99 €


Impressum

Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus
c/o Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
Henning Flad
Auguststr. 80
10117 Berlin
Deutschland
030 / 28395 – 178
post@bagkr.de
www.bagkr.de