Grußwort von Landesbischof Gerhard Ulrich

Ich freue mich, dass die 3. bundesweite Ost-West-Konferenz diesmal im Bereich der Nordkirche stattfindet. Eine sehr junge Kirche, die sich gerade erst aus dem Zusammenschluss dreier selbständiger Landeskirchen gebildet hat und in der wir anfangen, miteinander und voneinander zu lernen – auch was die Erscheinungsformen und die Präsenz der rechtsextremen Szene in den einzelnen Bundesländern betrifft.

Die Evangelischen Kirchen in Mecklenburg und Pommern haben sich zusammen mit anderen demokratischen Gruppen und Institutionen schon seit Längerem intensiv dem „Kampf gegen Rechts“ gestellt. Und das wird für uns – nun als Nordkirche – weiterhin eine große Aufgabe bleiben, nicht zuletzt, weil bei der Landtagswahl 2011 in Mecklenburg- Vorpommern die NPD mit sechs Prozent der Stimmen erneut in das Landesparlament eingezogen ist – dem einzige Bundesland neben Sachsen.

Die Rechtsextremisten fordern den Rechtstaat heraus – für ihn gilt es, gemeinsam zu kämpfen! Es ist eine herausragende Aufgabe für uns als Kirche, zu bilden, zu informieren, ökumenisch zu argumentieren und theologisch zu reflektieren. Wir müssen verstehen und weitervermitteln, welche gesellschaftlichen Hintergründe eine Rolle spielen. Und: staatliche und kommunale Stellen einbeziehen – über die Landesstelle für Politische Bildung hinaus! Eines ist klar: Das christliche Menschenbild, der ökumenische Gedanke und unser theologischer Auftrag widersprechen der rechtsextremistischen Ideologie. Unser Kreuz hat keine Haken!

Ich weiß von vielen Polizistinnen und Polizisten in Schleswig-Holstein, wie sehr sie sich gerade im Einsatz gegen Rechts oft allein gelassen fühlen, sozusagen „auf der falschen Seite“ stehen sehen, wenn sie dafür sorgen müssen, dass auch den unerwünschten Rechten das Recht zur Demonstration zu ermöglichen ist. Und ich verstehe ihren Ärger und ihre Bestürzung, ihr Gefühl, allein gelassen zu sein. Die Frage ist: wie werden wir Partner, die gemeinsam den Rechtstaat verteidigen wollen, trotz der unterschiedlichen „Auftragslage“?

Ich will, dass das rechte Gedankengut aus den Köpfen verschwindet! Das ist unsere Aufgabe: verkündigend dafür zu sorgen, dass die Empfangsbereitschaft für menschenverachtende Thesen und Politik keinen Nährboden mehr hat.

Ich wünsche mir von den Gemeinden nicht nur Widerstand gegen symbolträchtige Demos der Rechten. Ich wünsche mir Offenheit für die vielfältigen Spannungen, die auch jene erleben und denen auch jene ausgesetzt sind, die zum Beispiel als Polizistinnen und Polizisten zu der Gemeinschaft der Heiligen gehören und keine Chance haben, sich zu widersetzen. Ich wünsche mir bundesweit ein breites Bündnis wie in Mecklenburg- Vorpommern, das seit Jahren mobilisiert gegen Rechts – mit wirklich eindrücklichen Beispielen aus Kunst und Kultur, Politik und Gesellschaft.

Der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Ich bin froh und dankbar, dass es Sie gibt und ich wünsche Ihrer Tagung von Herzen einen guten Verlauf!