04.
Sep 2015
Tagung "Das Gerücht über die Juden"
Gerüchte halten sich wohl umso hartnäckiger, je unwahrscheinlicher sie sind. Vielleicht nannte Theodor W. Adorno deshalb den Antisemitismus „das Gerücht über die Juden“. Weil von einem Gerücht auch bei bewiesenem Gegenteil immer etwas hängen bleibt, ist der Antisemitismus so wirkungsmächtig. Dass es kolportiert wird, „beweist“ dem Antisemitismus seine Wahrheit. Selbst wenn Papst und Kaiser erklärten, dass Juden ganz sicher kein Blut trinken und auch keine Hostien schänden würden, weil sie gar nicht an die Heiligkeit der Hostie glauben, blieb das Gerücht vom Kindermord und der Hostienschändung Bestandteil des Volksglaubens. Für die Gegenwart wäre zu fragen, welche Formen der sogenannten Israelkritik den Charakter eines solchen Gerüchtes haben.
Zum Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland soll auf dieser Tagung der schwierige Versuch unternommen werden, die gegenwärtigen Erscheinungsformen des Antisemitismus und seine Bedeutung zu verstehen. Dabei geht es um eine historische und gegenwärtig gesellschaftliche Bestandsaufnahme, aber auch um einen selbstreflexiven Zugang, der das eigene Verhältnis zu Antisemitismus zu bearbeiten sucht.
Gemeinsam mit der Bundeszentrale für Politische Bildung, dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld und der BAGKR veranstaltet die Evangelische Akademie zu Berlin vom 04.-06. September 2015 dies Tagung „DAs Gerücht über die Juden“.