Newsletter der BAG Kirche + Rechtsextremismus 1/2020
Liebe Freund*innen, liebe Leser*innen,
zu Beginn des Jahres startete das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ in eine neue Förderperiode. In dieser werden die Projekte und Träger enger zusammenarbeiten. In sogenannten Kompetenzzentren und Kompetenznetzwerken soll die fachliche Expertise im jeweiligen Themenfeld gemeinsam weiterentwickelt und Aktivitäten gebündelt werden.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus gehört dem Kompetenznetzwerk Rechtsextremismusprävention an und arbeitet in Zukunft eng mit der Amadeu Antonio Stiftung, dem LidiceHaus, Gesicht zeigen! und Cultures Interactive zusammen. Im Zuge der neuen Förderrunde gibt es auch in der Geschäftsstelle der BAG K+R Veränderungen: In Zukunft werden wir ab März 2020 dort zu dritt sein. Wir freuen uns über die Vergrößerung und Verstärkung, dazu demnächst mehr.
Ende letzten Jahres veranstalteten wir außerdem zwei spannende Fachtage, auf die wir in diesem Newsletter zurückblicken. In Bayern fand ein Fachtag zum Thema „Reizwort Gender“ statt, Frankfurt sprachen wir in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit über Rechtspopulismus und die Herausforderungen und Handlungsstrategien für Jugendsozialarbeit und gesellschaftspolitische Jugendbildung.
Auf Fragen, Anregungen und Kritik freut sich mit herzlichen Grüßen
Eure/Ihre Geschäftsstelle der BAG Kirche & Rechtsextremismus
Save The Date: Mitgliederversammlung 2020
Anfang Mai findet die diesjährige Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus statt, zu der wir Sie und Euch herzlich einladen. Mit dem gewählten Datum schauen wir unter anderem auf die sich zum 75. Mal jährende Befreiung vom Nationalsozialismus. Außerdem stellen sich unsere Partner aus dem Kompetenznetzwerk des Bundesprogramms in einem World Café vor. Wie immer wird auch Platz sein für Ideen und Anregungen der Mitglieder zur Arbeit der BAG K+R.
08. & 09. Mai in der Missionsakademie Hamburg
Veranstaltungsort
Missionsakademie an der Universität Hamburg
Rupertistraße 67
22609 Hamburg
Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung folgen bald!
Rückschau: Reizwort Gender – ein Einfallstor für rechts außen
Am 9.12.2019 veranstaltete ein ökumenisches Netzwerk in Bayern einen Fachtag zum Thema: „Reizwort Gender“ im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg. Veranstalter*innen waren die Evangelische Jugend in Bayern, der Katholische Deutsche Frauenbund, die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus, die Projektstelle gegen Rechtsextremismus „bunt – nicht braun“, die Akademie des Caritas-Pirckheimer-Hauses, das forum frauen und forum männer des Amtes für Gemeindedienst und das Referat Chancengerechtigkeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Mit verschiedenen Vorträgen und Workshops nahmen am ökumenischen Fachtag „Reizwort Gender – ein Einfallstor für rechts außen“ rund 45 Interessierte aus der kirchlichen Arbeit das Thema kritisch unter die Lupe. Von Referierenden aus Theologie und Pädagogik erfuhren die Teilnehmer*innen, wie die extreme Rechte mit ihren Positionen zu diesem Thema gerade in der katholischen und evangelischen Kirche Anschluss sucht und sich einen wachsenden Resonanzraum verschafft. [Weiterlesen]
Rückschau: Rechtspopulismus schadet der Seele / Fachtag in Frankfurt
Am 10. und 11. Dezember letzten Jahres kamen in Frankfurt 40 Teilnehmer*innen aus den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern der evangelischen Jugendsozialarbeit, der evangelischen Jugendarbeit, der gesellschaftspolitischen Jugendbildung, aber auch aus Kirche, Gewerkschaften und Forschung zusammen, um sich angesichts einer wachsenden rechtspopulistischen Bewegung mit den Herausforderungen und Handlungsstrategien für das eigene Arbeitsfeld auseinanderzusetzen.
Henning Flad, Projektleiter der BAG K+R, begann mit seinem Einführungsvortrag „Rechtspopulismus in Deutschland – ein Überblick“ und machte deutlich, welche Themenfelder rechtspopulistische Bewegungen besetzen, mit welchen Denkfiguren und Argumentationsansätzen sie operieren und welche medialen Strategien sie anwenden. Anschließend umriss Prof. Dr. Michaela Köttig, Frankfurt University of Applied Sciences Fachbereich Soziale Arbeit, mit der Fragestellung „Akzeptieren?! – Konfrontieren?!“ das Dilemma des Umgangs mit Rechtsextremismus in der Sozialen Arbeit mit Jugendlichen und Dr. Hilke Rebenstorf vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD referierte zur Frage „Wie viele sind es denn? Rechtsextremismus und die empirische Sozialforschung“.
Am zweiten Tag fanden verschiedene Workshops zum Thema statt. Johannes Scholz-Adam, Referent der Ev. Jugendsozialarbeit Bayern, gab fundierte Einblicke in rechte Jugend(sub)kulturen und den Lifestyle am rechten Rand, Matthias Blöser vom Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung der EKHN referierte über Verschwörungstheorien, wie sie funktionieren und welche Faszination sie auslösen können und Dr. Annika Schreiter, Studienleiterin der Ev. Akademie Thüringen machte in ihrem Workshop „Bubble Crasher, Raus aus der Filterblase“ klar, wie sehr wir alle in unseren eigenen Filterblasen leben und wie schwer es fällt, mit Menschen zu reden, die andere Ansichten vertreten.
Eine nächste gemeinsame Tagung der BAG Kirche und Rechtsextremismus und der BAG EJSA ist für das Jahr 2021 geplant.
Aus den Regionen, Landeskirchen und Diözesen
Bundesprogramm
Auftaktveranstaltung „Demokratie leben!“
Am 23. Januar fand im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend der offizielle Auftakt der neuen Förderperiode (2020-2024) des Programms „Demokratie leben!“ statt. Die geförderten Träger in den künftigen Kompetenzzentren und -netzwerken kamen zusammen mit der Ministerin Franziska Giffey in den Austausch und ins Netzwerken.
Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey betonte:
„Die neue Ausrichtung von ‚Demokratie leben!‘ ist auch das Ergebnis der Beteiligung der Träger. 40 Vertreterinnen und Vertreter dieser Organisationen und Initiativen sind heute hier. Gemeinsam bilden sie künftig 14 starke Kompetenznetzwerke und Kompetenzzentren – ein wichtiger Schritt für mehr Zusammenarbeit und einen besseren Wissenstransfer. Denn sie alle sind die Expertinnen und Experten und kennen die Probleme, auf die wir reagieren wollen und müssen. Sie kennen die Menschen, die sich engagieren und wissen, welche Probleme und Sorgen sie haben. Dieses Wissen ist wichtig, um die Demokratieförderung weiterzuentwickeln und eine vielfältige und lebendige Gesellschaft zu gestalten. […]“
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus ist Teil des Kompetenznetzwerks „Rechtsextremismusprävention“ zusammen mit der Amadeu Antonio Stiftung, dem Lidicehaus, Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland und Cultures Interactive e.V.
Wir freuen uns auf eine Zusammenarbeit in den kommenden Jahren.
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Dresden
Zehnter Mahngang Täterspuren
Am 13. Februar 2020 jährt sich die Bombardierung Dresdens zum 75. Mal. Seit nunmehr 20 Jahren nutzen Rechtsextreme diesen Tag, um bei einem Aufmarsch Geschichtsrevisionismus zu betreiben. Auf Initiative der Gruppe „Dresden Nazifrei“ fanden sich zivilgesellschaftliche Initiativen aus ganz Sachsen zusammen und gestalten nun gemeinsam unter dem Motto „Nazis stören“ eine Aktionswoche rund um den 13. Februar.
Das gemeinsame Ziel ist es, den Rechtsextremen die Deutungshoheit über den 13. Februar zu nehmen. Wie schon in den letzten Jahren wird es aus dem Bündnis heraus mehrere Aktionen und Veranstaltungen in der Aktionswoche geben. Die erste größere Veranstaltung innerhalb der Woche wird der „Mahngang Täterspuren“ von „Dresden Nazifrei“ sein. Er wird starten am
Sonntag, den 9. Februar 2020, um 13 Uhr an der „Villa Mutschmann“ (Comeniusstraße 32).
Ziel des „Mahngangs Täterspuren“ ist es, zentrale Orte und Akteur*innen des Nationalsozialismus in Dresden zu benennen und so die Legende der „unschuldigen Kunst- und Kulturstadt“ zu widerlegen.
Die Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus ist eng mit dem Gedenken um den 13. Februar in Dresden verbunden. Wie schon in den vergangenen Jahren beteiligen wir uns als BAG K+R auch in diesem Jahr mit einem Redebeitrag an der Frauenkirche am 10. Mahngang Täterspuren.
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Vorschau: Termine und Veranstaltungen 2020
bundesweit
Vorbereitungstagung zur Interkulturellen Woche
21. und 22. Februar 2020 // Augustinerkloster zu Erfurt
Zusammen leben, zusammen wachsen.
Die Grund- und Menschenrechte sind das Fundament unserer offenen Gesellschaft. Sie haben universelle Gültigkeit für alle Menschen und sind die Bedingung jeder Demokratie. Sie zu verteidigen gegen diejenigen, die versuchen, die Demokratie mit demokratischen Mitteln zu bekämpfen, wird immer dringlicher.
Im Rahmen der bundesweiten Vorbereitungstagung geht es um die aktuell großen Aufgaben für Kommunen, Zivilgesellschaft und Politik: die gleichberechtigte Teilhabe an der gemeinsamen Gestaltung des Gemeinwesens in seiner Vielfältigkeit. In verschiedenen Arbeitsgruppen wird der Blick auf gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung gerichtet. Henning Flad, Projektleiter der BAG K+R, moderiert ein Gespräch zwischen Dr. Liane Bednarz und Dr. Wolfgang Thierse zum Thema „Rechte Ideologien – Wie können christliche Werte in der Kirche verteidigt werden“.
Die Tagung bietet die Möglichkeit zum Gespräch über Themen, die für die Vorbereitung der Interkulturellen Woche vor Ort wichtig sind und natürlich zur Vernetzung.
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Fachtagung
„NIE WIEDER!“ – „SCHON WIEDER“? – Die Wiederkehr der illiberalen Rechten 75 Jahre nach Kriegsende
20. und 21. April 2020 // Köln-Deutz, DORINT-Hotel
Der 8. Mai 2020 symbolisiert erinnerungspolitisch den 75. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Faschismus in Deutschland und Europa. Anlässlich dieser Jährung richtet der Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus (FORENA) der Hochschule Düsseldorf eine Fachtagung mit europäischer und internationaler Perspektive aus. Unter Berücksichtigung historischer Perspektiven befasst sich die Veranstaltung mit aktuellen nazistischen, faschistischen, populistischen und extrem rechten Erscheinungsformen und den Ursachen ihres Auftretens in zahlreichen Ländern.
Die Veranstaltung nutzt historische Erkenntnisse als Hintergrundfolie und lädt zu einer vertieften Auseinandersetzung mit aktuellen demokratiefeindlichen Entwicklungen und deren Ursachen ein.
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Jahrestagung der Gilde
Soziale Arbeit 2020 – Soziale Arbeit und Macht
28. bis 31. Mai 2020 // Haus Neuland (Bielefeld)
Mit den aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen gehen Auseinandersetzungen um Gerechtigkeit, soziale Teilhabe, Nachhaltigkeit und die Verteilung gesellschaftlichen Reichtums einher. Der gerade stattfindende politische Wandel ist auch Ausdruck eines tief reichenden sozialen Wandels. Dabei ist stets zu fragen: Wer schafft mit welcher Macht und welcher Legitimität welche gesellschaftlichen Realitäten?
Soziale Arbeit hat in den letzten Jahren neue Handlungsfelder gewonnen und verzeichnet in fast allen Bereichen auf personellen Zuwachs. Trotz der damit angezeigten gesellschaftlichen Bedeutsamkeit/Notwendigkeit (?) Sozialer Arbeit sind viele Fachkräfte verunsichert und erleben sich als relativ machtlos.
Auf der Tagung wird u.a. der Frage nachgegangen, welche Bemächtigungsstrategien
für diejenigen gesellschaftlichen Gruppen denkbar sind, für die Soziale Arbeit einzutreten hat. Welche Erfahrungen mit und Arbeitsansätze für ‚Empowerment‘ gibt es bereits, und wie lassen sich daraus in Zukunft machtvolle(re) professionelle Handlungsstrategien für die Soziale Arbeit entwickeln?
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Publikationen
Zeitschrift
Aufstehen gegen Rechts – DREIZEHN, 22. Ausgabe
Populist*innen und Extremist*innen werden nicht nur in der Politik präsenter, sie kreuzen auch zunehmend die tägliche Arbeit. Die Frage ist längst nicht mehr, ob man über Rechtspopulismus redet, sondern wie. Daher widmet sich die BAG Evangelische Jugendsozialarbeit in der aktuellen Ausgabe ihrer Fachzeitschrift für Jugendsozialarbeit diesem Thema. Auch die BAG K+R ist mit einem Beitrag zum Thema „Hass als Prinzip – Antisemitismus in der extremen Rechten“ vertreten.
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Projektabschluss
From HateSpeech to HopeSpeech
Wie umgehen mit Hass und diskriminierender Sprache im Netz, die christlichen Hintergrund haben? Diese Frage war Ausgangspunkt des Projekts „Der Teufel auch im Netz“, das bis Ende vergangenen Jahres an der Evangelischen Akademie zu Berlin beheimatet war. Die BAG K+R war in den letzten Jahren mit dem Projekt stark verbunden und veranstaltete mit ihm zwei gemeinsame Seminare. Eine Broschüre dokumentiert nun Ergebnisse und Praxisbeispiele.
„From HateSpeech to Hopespeech“ heißt die zum Abschluss des „Netzteufel“-Projekts erstellte Publikation. Sie beinhaltet Thesen und Grundsätze der Projektarbeit, identifiziert „toxische Narrative“, die in Sozialen Medien im christlichen Bereich gängig sind, und die Autor*innen machen Vorschläge, wie solche Einstellungen in Frage gestellt werden können. Skizziert werden nicht zuletzt Projektbeispiele für die Vermittlung digitaler Kommunikationstechniken, für Strategien zum Umgang mit Hass im Netz und für „christliche Gegennarrative“. Das Projekt wurde im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
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Link zur Broschüre (PDF-Dokument)
Buch
Extreme Sicherheit – Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz
Immer wieder wird über rechtsextreme Vorfälle in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr oder Justiz berichtet. Daran schließt sich fast immer die Frage an: Geht es um Einzelfälle oder gibt es rechtsextreme Gruppen und Netzwerke in den Sicherheitsbehörden? Und oft erscheint auch der Aufklärungswillen staatlicher Behörden bzw. einzelner Mitarbeiter in Bezug auf rechtsextreme Straftaten fraglich.
Dieser Band der Journalisten Matthias Meisner und Heike Kleffner setzt sich erstmals umfassend und systematisch mit diesen Themen auseinander und bietet eine ausführliche Analyse zu rechten Netzwerken im Staatsapparat in Deutschland. Die Reportagen, Features, Interviews und Analysen werfen nicht allein einen Blick auf Polizei und Bundeswehr, sondern auch auf Justiz und Verfassungsschutz.
Die Herausgeberin und Herausgeber sowie Autorinnen und Autoren dieses Buchs möchten eine dringend notwendige gesellschaftliche Debatte anstoßen und damit diejenigen unterstützen, die in ihren Polizeidienststellen, Revieren, Bundeswehreinheiten und Verfassungsschutzabteilungen bereits die Gefahr von Rechts erkannt haben. So haben sich zahlreiche investigative Journalisten von »FAZ« bis »taz«, von »BR« bis »rbb« zusammengeschlossen, um gemeinsam auf ein bisher unterschätztes Thema aufmerksam zu machen.
Matthias Meisner, Heike Kleffner (Hrsg.), Verlag Herder, September 2019, 320 Seiten, Taschenbuch.
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Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus
c/o Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.
V.i.S.d.P: Henning Flad
Auguststr. 80 | 10117 Berlin
Deutschland
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